St. Johann Baptist

Blick von Nordosten auf die teilzerstörte Hauptfassade, 1945 StANU, Heimatmuseum
Blick vom beschädigten Dachstuhl der Kirche aus nach Ulm, 1947 StANU, Heimatmuseum
Blick von Nordwesten. Gut zu erkennen ist an der Ruine im Vordergrund noch der betonierte Splitter- und Trümmerschutz vor dem Luftschutzkeller aus Beton, 1947, StANU, Heimatmuseum
Blick über Johannesplatz auf noch brennende Ruinen in der Augsburger Straße, 1. oder 4. März 1945 StANU, Heimatmuseum
Beschädigter Löwe, der über einige Umwege in der Nachkriegszeit, die ihn zum Spielzeug, Wäscheständer machten, seinen Weg wieder auf den Vorplatz finden konnte. 1945 StANU, Sammlung Mangold
Neue Christusfigur aus Tuffstein bei der Anlieferung zur Montage, 2019 StNU
Aufstellen der neuen Christusfigur, 2019 StANU

Die Kirche St. Johann Baptist wurde 1857 zunächst als katholische Garnisonskirche errichtet und zwischen 1922 und 1926 nach Plänen Dominikus Böhms erweitert und in eine expressionistische Formensprache überführt.

Das Gotteshaus erlitt starke Schäden während der Luftangriffe 1945. Vor allem das Querhaus der Hauptfassade wurde auf Ost- und Westseite nahezu zerstört. Ferner wurde das Dach über dem Kirchenschiff stark beschädigt. Die steinerne Christusfigur der Kreuzigungsgruppe hoch oben über dem Eingang wurde, vermutlich von Druckwellen, vom Gebäude gestoßen. Auch der Markuslöwe (1926, Fritz Müller) vor der Kirche verlor einen Teil seiner Schwingen.

Nach dem Krieg wurde die Kirche in ihrer alten Form wieder aufgebaut. Einen letzten Schlussstein des Wiederaufbaus erfuhr das Gebäude erst im Herbst 2019: Nach dem Krieg war die Christusfigur nur durch einen Betonabguss ersetzt worden, der mittlerweile marode geworden war. Bei der Gesamtsanierung wurde jetzt wieder ein originalgetreuer Christus aus Muschelkalk in die Mitte der historischen Figurengruppe eingesetzt, wodurch die letzte Kriegswunde geschlossen werden konnte.

Angriffe

10. September 1944

Zerstörte Häuser „An der kleinen Donau“, 1944, StANU, Heimatmuseum
Die Ruine der Löwenbrauerei von der Donauinsel aus gesehen, 1946, StANU
Karte mit den Treffern in Neu-Ulm und Umgebung vom 10. September 1944, StANU
Gasthaus Bavaria „An der kleinen Donau“, 1944, StANU, Heimatmuseum
Gewerbekarten der Löwenbrauerei, StANU
Die Geschichte der Löwenbrauerei geht bis 1815 zurück. Das Traditionsunter­nehmen wurde beim Angriff nahezu vollständig zerstört, 1944, StANU
Leben „An der kleinen Donau“ vor der Zerstörung: Metzgerei Hans Otto und Lebensmittelgeschäft Eugen Kutter, 1942 StANU, Heimatmuseum

„Sonntagvormittag. Fliegeralarm. Feindflugzeuge im Anflug auf unsere Stadt. […] Dachstuhlbrände in der Augsburgerstraße, Maximilianstraße, Marien­straße und an der kleinen Donau. Auch die Real­schule brennt.“
August Welte

Insgesamt 180 Flugzeuge griffen Ulm und Neu-Ulm an. Zwischen
11.15 Uhr und 11.40 Uhr fielen 900 Sprengbomben und 8.700 Brandbomben auf beide Städte. Die Hauptangriffsziele waren die Wehrmachtsanlagen in Neu-Ulm und die Reichsbahnanlagen in Ulm.

Neben den militärisch relevanten Bauten trafen die Angriffe in
Neu-Ulm außerdem noch die Löwenbrauerei, das Rathaus, die Orts-krankenkasse und die Realschule. 150 Gebäude wurden total zerstört, 393 schwer bis leicht. 36 Tote und 61 Verletzte waren zu beklagen
und ca. 3.000 Menschen waren obdachlos geworden und mussten umquartiert werden.

Akribisch markierte man die Treffer dieses Tages auf einer Karte. Darauf ebenfalls vermerkt, die exakte Anzahl und Art der Munition,
die auf Neu-Ulm fielen: 510 Spreng­bomben und 8.120 Brandbomben. Die Karte zeigt, wie gezielt die Bomben abgeworfen wurden und
wo die Zentren des Angriffs lagen: Neu-Ulm Zentrum mit den heutigen Industriegebieten, Offenhausen und der Striebelhof.