Stunde Null

Zerstörung und Not

Die zerstörte Wallstraße. Im fernen Hintergrund die Kirche St. Georg in Ulm am alten Friedhof, 1945, StANU, Heimatmuseum
Die Gastwirtschaft „Zum Grünen Kranz“ in der Wilhelmstraße 22, 1945, StANU, Heimatmuseum
Ein Mann mit Kind bei der Rettung aus dem Luftschutzkeller, 1945, StANU, Mangold
Die Feuerwehr beim Einstieg in die brennende Marienapotheke, 1945, StANU, Heimatmuseum
Männer, Frauen und Kinder standen vor den Aushängen an den Mauern und suchten nach Arbeit, Essen und Möbeln, 1945, StANU, Mangold

„Leben tun wir noch, aber haben tun wir nichts mehr.“
Mutter von Anne Gerstlauer

Achtzig Prozent der Stadt waren zerstört. Schutt und Brandherde überall. Die Feuerwehren erreichten wegen der Bombentrichter nicht alle Häuser und die Menschen bildeten Ketten, um Wasser mit Eimern, Schüsseln und verschiedenen Behältnissen von der Donau
zu den Bränden weiterzureichen. In der Zentralschule wurde ein Notquartier errichtet. Auch in den Bunkern wurden Lager eingerichtet.

Die so genannte „Stunde Null“ war weit mehr als eine Zeit des Staubabklopfens und weiter zur Tagesordnung übergehen. Es war eine Zeit der tiefsten Not, in der die Menschen traumatisiert von ihren Erlebnissen und ohne Perspektiven mit dem Rest ihres Lebensmutes um die Wiederherstellung der mindesten Lebens-bedingungen wie Essen, Unterkunft, Arbeit und nicht zuletzt ihre Gesundheit kämpfen mussten. Über 9.000 Obdachlose wurden in die umliegenden Orte verteilt. Jeder, der ein Zimmer übrig hatte, musste kriegsgeschädigte Menschen aufnehmen. Jeden Tag fuhren sie zurück zu ihren unbewohnbaren Häusern, um zu retten, was noch brauchbar war. In Listen, unter anderem vom Roten Kreuz, suchten sie täglich nach Lebenszeichen ihrer Familien und ihrer Freunde.

Die amerikanischen Truppen zogen erst am 23. April 1945 in Ulm und zwei Tage darauf in Neu-Ulm ein.